Diagnostik: Empfehlungen zur Diagnose von Long COVID
Zunächst die Empfehlungen der Charité, danach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Naturstoffmedizin.
Im April 2021 hat das „CharitéCentrum für Innere Medizin und Dermatologie“ der Berliner Charité Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie bei Long COVID ausgegeben. Dazu hier die wesentlichen Auszüge:
Nach COVID-19 leiden viele Patienten selbst bei milderen Krankheitsverläufen noch anhaltend an Symptome wie Atembeschwerden, Fatigue und Geruchs- und Geschmacksstörungen. Der Fatigue Erschöpfungszustand tritt nach Virusinfektionen nicht einmal selten auf. Meistens ist er von kurzer Dauer, kann sich aber in Einzelfällen über Monate hinziehen.
Das postvirale Fatigue Syndrom (PVFS) zeichnet sich durch folgende zusätzliche Symptome aus:
- anhaltendes Infektionsgefühl
- Konzentrations- und Schlafstörungen
- Kopf- oder Muskelschmerzen
Zudem kann das posturale Tachykardiesyndrom (POTS) auftreten, dessen Ursachen noch nicht gut verstanden sind.
Empfehlungen zur Diagnostik
Bei länger anhaltenden (> 4 Wochen) Beschwerden nach einer COVID-19-Erkrankung sollten gezielte symptomorientierte Untersuchungen erfolgen. Dabei geht es unter anderem darum, Organfunktionsstörungen oder andere Ursachen für Fatigue ausschließen zu können. Je nach den Symptomen sind folgende Fachärzte einzubeziehen:
- Pulmologen
- Kardiologen
- Neurologen
- Rheumatologen
- Dermatologen
- Psychologen
- Schlafmediziner
In vielen Universitätskliniken werden inzwischen Post-COVID-Ambulanzen angeboten. Eine Liste der Ambulanzen und Kliniken finden Sie hier:
Bei Patienten, die auch noch nach einem halben Jahr nach der Infektion unter schwerer Fatigue, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen leiden, wobei sich die Symptome nach Anstrengung intensivieren, sollte der Fokus der Untersuchung auf das „Chronische Fatigue Syndroms“ (G93.3) gelegt werden. Dazu eignet sich die Vorstellung in einer neurologischen Universitätsklinik.
Diagnose Optionen bei Long-Covid der Deutschen Gesellschaft für Naturstoffmedizin
Eine Übersicht der zu bestimmneden Blutparameter finden Sie in der Aufstellung der deutschen Gesellschaft für Naturstoffmedizin hier:
Behandlung der postviralen Fatigue (PVF)
Es gibt bislang kaum evidenzbasierte Daten zu PVF und daher auch noch keine Leitlinien. Es gibt aber Empfehlungen von Ärzten, die sich mit der Betreuung von PVF-Patienten befassen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die altbekannte „Schonung in der Rekonvaleszenzphase“. Dazu gehören unbedingt der Verzicht auf Sport und die Vermeidung von Stresssituationen. Neben der körperlichen führen auch mentale Überanstrengungen zur Verschlechterung der Beschwerden. Das bedeutet, dass Reizüberflutungen durch TV, Computerspiele oder Mobiltelefon tunlichst zu vermeiden sind.
Dagegen sind Entspannungstechniken wie Atemübungen, autogenes Training oder Meditation sehr hilfreich. Ein Reizdarm oder eine aktive Allergie trägt zur Immunaktivierung und Fatigue bei und sollte dringend behandelt werden.
Die Ausgewogenheit der Ernährung ist sehr wichtig und kann mit den folgenden Punkten verbessert werden:
- ausreichende Eiweißaufnahme (1g/kg KG)
- ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (Walnüsse)
- Behebung eventueller Mangelzustände
- zu schneller Blutzuckeranstieg durch Einfachzucker kann Fatigue verstärken
„Pacing“
Belastungsintoleranz zeichnet sich durch die Zunahme der Beschwerden bereits nach leichter Anstrengung aus. In diesem Fall ist es sehr wichtig, einen klar geregelten Tagesablauf einzuhalten, dessen leichte körperliche Tätigkeiten an den verminderten Ressourcen des Patienten orientiert werden.
Weitere Empfehlungen der klassischen Medizin (Schulmedizin)
- bei Schlafstörungen: Antihistaminika der ersten Generation wie Diphenhydramin (Vivinox Sleep), Melatonin, retardiert als Circadin
- bei Reizdarm: Auslassversuche zu Unverträglichkeiten von Fructose, Lactose oder fermentierbare Zucker (FODMPAP) sowie von histaminreichen Nahrungsmitteln
- bei aktiven Allergien: Antihistaminika (Fexofenadin macht kaum müde)
- bei vegetarischer, veganer oder einseitiger Ernährung: Vitamin B Komplex forte ratiopharm® mindestens vier Wochen lang
- bei Schwindel, Tachykardie: kardiologische Untersuchung, viel und häufig trinken, Beine hochlegen, Stützstrümpfe tragen
- bei neu aufgetretenem hohen Blutdruck: ACE Hemmer 2,5 – 5 mg
Supplementierungen: Vitamin D 1000E – 2000E täglich morgens, Eisen (Ferritin < 30), Zink, Folsäure, Selen (falls vermindert)
Literatur und Quellen:
Greenhalgh T, Knight M, A’Court C, Buxton M, Husain L
Management of post-acute covid-19 in primary care
BMJ 2020; 370:m3026.
Leitfaden für Diagnose und Behandlung der ME Association UK
NICE Guidelines zu Long Covid